Reisebericht zum Fotoworkshop „Sagenhafter Harz“ mit Willi Rolfes

Vom 2. bis 5. November 2023 fand in Zusammenarbeit mit Birdingtours ein Fotoworkshop im Harz statt. Dazu folgt hier ein kleiner Reisebericht:

Donnerstag, 2. November 2023

Was war das für eine schöne Zeit! Das Wetter meinte es sehr gut mit den Naturfotograf:innen, die sich am vergangenen Donnerstag in Blankenburg im Landhotel Gut Voigtländer trafen. Der Herbst kleidete den Harz in ein Feuerwerk an Farben. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn den Zeitpunkt der Herbstfärbung richtig zu treffen, ist jedes Jahr eine neue Herausforderung. Unser Ziel war, an dem verlängerten Wochenende die beiden schönsten Täler des Harzes fotografisch zu erkunden und den naturfotografischen Horizont in der Gruppe zu weiten.

Nachdem die Teilnehmenden sich miteinander bekannt gemacht hatten, verständigen wir uns über die Technik, die wir bei unserer ersten Exkursion benötigten. Noch schnell mit einem frischen Kaffee und Kuchen im sehr gut geführten Hotel gestärkt, brachen wir auf zu unserer ersten Exkursion, die uns ins nahegelegene Bodetal führt. Danke der guten Ortskenntnisse, gelangten wir auf kurzem Weg in dieses wildromantische Tal. Entlang der Bode zeigte sich die Landschaft wie ein Sinnbild der Romantik. Das Wasser des Flusses spülte unaufhaltsam das bunte Laub stromabwärts. Der Wald mit seinen zahlreichen Baumarten lud uns in gelben, grünen, roten und braunen Farben ein. Zunächst galt unser Interesse dem Motiv des Flusses in der Landschaft. Von einer Brücke aus konnte der Lauf des Wassers nachgezeichnet werden. Im Wald schauten wir durch „kleine Fenster“ auf Details des herbstlichen Flusslaufs. Wir widmeten uns aber auch der Abstraktion. So stellte wir uns die Aufgabe, den alten griechischen Aphorismus „Panta rhei – Alles fließt“ zu visualisieren. Es wurde beispielsweise mit Langzeitbelichtungen experimentiert, um den Lauf der Zeit mit der Kamera einzufangen. Die Dunkelheit war bereits ins Bodetal eingekehrt, als wir uns im Schein der Stirnlampen wieder auf den Heimweg machten.

Nach einem schmackhaften Abendessen mit anregenden Gesprächen, trafen wir uns in unserem Seminarraum. Dort verständigten wir uns über den Verlauf des kommenden Tages und Willi Rolfes zeigte einen Impulsvortrag über die Theorie der Bildgestaltung, der mit zahlreichen Bildbeispielen aus der Praxis illustriert war.

Freitag, 3. November 2023

Der Wetterbericht ließ Gutes vermuten für diesen Tag. Leichte Bewölkung ist die beste Voraussetzung für die Fotografie von Waldlandschaften. Und dorthin führte uns dieser Tag. Wir besuchten erneut das Bodetal, das tief eingebettet ist in einen facettenreichen Wald liegt. Waren wir am Donnerstag nur in den vorderen Bereich des Tals vorgedrungen, so wollten wir heute weitere Abschnitte bis hin zur „Teufelsbrücke“ erkunden. Doch es sollte an diesem Tag nicht nur um die Dokumentation von herbstlicher Landschaft gehen. Vielmehr wurde der Tag unter das Motto „Veränderung“ gestellt. Der Herbst ist eine Zeit des Wandels und so galt unser Blick nicht nur dem vordergründig Sichtbarem, sondern auch dem Symbolischen. Wir suchten nach Bedeutungsträgern, die einen Verweis auf das Thema Veränderung bereithielten. Diese Art der fotografischen Arbeitsweise war für viele Teilnehmende neu und wie sich in der Reflexion herausstellte ein sehr hilfreicher Ansatz, sich in der eigenen fotografischen Sprache weiterzuentwickeln.

Der Tag begann schon mit einer wunderschönen Überraschung, denn direkt am Eingang zum Bodetal begrüßte uns am frühen Morgen eine Wasseramsel, die im rauschenden Wasser des Flusses nach Nahrung suchte. Nach einigen Landschaftsmotiven galt unser Augenmerk der Doppelbelichtung und der Defokussierung. Mit diesem eher künstlerischen Stilmittel wandten wir uns besonders den Bäumen und ihrer Blattfärbung zu. Nach einer kleinen Mittagspause mit viel Fachsimpelei machten wir uns auf den Weg zur Teufelsbrücke. Hier wurde das Tal noch schroffer und wir konnten das Spannungsfeld von Wildheit und Romantik mit der Kamera einfangen. Ein besonderes Highlight war die Begegnung mit einem Feuersalamander, der offensichtlich auf dem Weg in sein Winterquartier war. Über einen längeren Zeitraum hinweg, konnten wir diesen farbenfrohen Lurch aus der gebotenen Entfernung in unterschiedlichsten Positionen fotografieren.

Mit vollen Speicherkarten kehrten wir bei eintretender Dunkelheit ins Hotel zurück. Nach dem Abendessen stand dann die erste Bildbesprechung auf dem Programm. Anhand einer kleinen Bildauswahl von allen Teilnehmenden sichteten und analysierten wir mit konstruktiver Kritik die entstandenen Arbeiten. Dabei waren die Tipps von Willi oftmals sehr aufschlussreich, zumal sie beispielsweise bei der Bildgestaltung Bezug nahmen auf die theoretischen Überlegungen seines Vortrags am Vorabend.

Samstag, 4. November 2023

Heute waren wir wieder die Ersten im Frühstücksraum des Hotel, denn wir wollten uns zeitig auf den Weg machen in ein weiteres Seitental des Harzes. Das Ilsetal liegt am nördlichen Teil des Harzes. Vom Nationalparkort Ilsenburg bis hinauf ins Quellgebiet der Ilse – nahe dem Gipfel des Brocken – erstrecken sich verschiedene Waldgesellschaften des Harzes. Die Ilse kommt mit einer lieblicheren Anmutung daher. Dieser Tag war unter das Thema „Farbe“ gestellt und Willi lud uns dazu ein, auch den kleinen Dinge wie Pilzen, Blättern oder Holzstrukturen unsere Aufmerksamkeit zu schenken. Da im Nationalpark die Natur ihren eigenen Gesetzen folgen kann, findet sich überall Totholz. Und so dauerte es nicht lange, bis wir auf mehrere zauberhafte Ansammlungen des sehr fotogenen Buchen-Schleimrüblings stießen. Es dauerte nicht lange bis Bildideen entstanden und die Teilnehmende am Waldboden liegend mit der Kamera die richtige Perspektive suchten. Aber auch kleine Wasserfälle und farbenfrohe Spiegelungen des Herbstwaldes im Wasser der Ilse rundeten unsere Motivpalette ab. Für eine kurzweilige Unterbrechung unserer Motivsuche sorgte eine Wasseramsel. Sie war auf den zahlreichen bemoosten Steinen im Bachlauf auf Insektenjagd und nahm von unserer Anwesenheit keine Notiz. So konnten wir unverhofft sehr schöne Bilder dieses Charaktervogels der Ilse machen.

Den frühen Abend nutzen wir für die Auswahl und Bearbeitung einiger Bildergebnisse, die wir am folgenden Sonntag gemeinsam besprechen wollten. Der Abend schloss mit einer „Sprechstunde“.  In dieser offenen Fragerunde wurden Fragen zur Technik ebenso erörtert wie gekonnte Schritte zu effektiven Bildbearbeitung.

Sonntag, 5. November 2023

Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Bildbesprechung. Dabei ging es weniger darum, sich gegenseitig die besten Bilder zu zeigen. Vielmehr war es das Anliegen, kennenzulernen, wie die Teilnehmenden die Themen „Veränderung“ und „Farbe“ umgesetzt haben. Aber auch, welche inhaltlichen, gestalterischen und technischen Herausforderungen sie gemeistert haben. Die Landschaftsfotografien der Ilse und Bode waren ebenfalls von hoher Qualität. Viele Teilnehmende zeigten sich überrascht, mit welch unterschiedlichen Bildern sie vom selben Ort zurückkehrten.

Willi ermutigte die Teilnehmer, die erworbenen Erkenntnisse und mit nach Hause zu nehmen und in den jeweiligen Alltagskontext zu übertragen. Was war das für eine schöne Zeit!

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