Jede Tageszeit und jede Jahreszeit ist durch ein besonderes Licht geprägt. Denken wir nur an die „blaue Stunde“ vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang. In dieser Zeit wird die Welt in ein kühles, magisches Licht gehüllt, das von Ferne kündet. Das Pendant nach Sonnenaufgang bzw. vor Sonnenuntergang am Abend ist die „Goldene Stunde“. Sie Sonne steht dicht am Horizont und wirkt während dieser Zeit weicher und rötlicher. Steht die Sonne nahe dem Horizont, muss das Licht eine größere Strecke durch die Erdatmosphäre zurücklegen. Dadurch wird die Intensität des Lichtes reduziert und die Farbigkeit verändert. Licht mit einer kürzeren Wellenlänge wird eher durch die Rayleigh-Streuung seitlich abgeleitet. Das betrifft mit einer höheren Wahrscheinlichkeit das blaue Licht. Daher verschiebt sich die Farbe des direkten Sonnenlichts ins Rötliche. Das rötliche Licht schafft eine warme Atmosphäre und lange Schatten. Die Lichtstimmung wird als angenehm empfunden und die langen, weichen Schatten bringen Plastizität ins Bild. Aber nicht nur die Tageszeiten haben ihre bestimmten Lichtstimmungen. Auch die Jahreszeiten prägen das Licht.
Das Bild diese Beitrags beispielsweise zeigt einen lichten Birkenwald im Naturschutzgebiet „Ahlhorner Fischteiche“. Mir waren die Bäume beim Vorbeifahren durch ihre grafische Anordnung und das zarte Mai-Grün der Blätter aufgefallen. Vor meinem inneren Auge entstand zugleich eine Bildvorstellung. Ein zartes Grün-gelb würde dieses Kleinod zum Leuchten bringen. Das Bild hatte sich in meiner Vorstellung festgesetzt. Also fuhr ich in den kommenden Tagen auf dem Weg zur Arbeit dort vorbei, bis die frühe Morgensonne einen seitlichen Lichtschein in diese unspektakuläre Szene warf. Es entstand ein Bild, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Und für mich blieben zwei Erkenntnisse: Folge Deiner Intuition und das richtige Licht macht aus scheinbar Bedeutungslosem etwas Besonderes.
