Es gibt sie, die richtige Belichtung! Und es ist gar nicht so schwer die richtige Kombination aus Blende, Zeit und ISO-Wert zu ermitteln. Entweder man benutzt einen Handbelichtungsmesser und ermittelt den Wert per Lichtmessung. Schneller und einfacher ist es jedoch, das Histogramm im Sucher der Kamera einzublenden und anhand dessen die ausgewogenste Belichtung zu ermitteln. Um sicher zu sein, empfehle ich einige Probebelichtungen zu machen und die Ergebnisse auf dem Monitor der Kamera unter Hinzuziehung des Histogramms zu beurteilen. Wenn es also vergleichsweise schnell und leicht ist, die richtige Belichtung zu ermitteln, warum gibt es dann die Möglichkeit die Werte jeweils manuell einzustellen. Oder anders gefragt, wofür könnte das gut sein?

Auf diese Frage möchte ich anhand zweier Bilder von einer Knäkente eingehen, die ich im Ochsenmoor fotografiert habe. Die Ente befand sich auf einer Feuchtwiese, durch die ein breiter und im April reichlich mit Wasser gefüllter Graben verläuft. Knäkenten sind zur Fortpflanzungszeit sehr territorial und die Männchen verhalten sich auffallen wehrhaft gegenüber gleichgeschlechtlichen Artgenossen. Auf der anderen Straßenseite befand sich ebenfalls eine Feuchtwiese, auf der sich auch Knäkenten befanden. Das Männchen hörte die Rufe, konnte aber den vermeintlichen Rivalen nicht sehen. Aufgeregt schwamm es durch sein Revier und in bestimmten Abständen hob die Ente blitzschnell zu einem kurzen Rundflug ab, um ihr Revier abzustecken und sich gegenüber dem Artgenossen zu positionieren.

Von der fotografischen Seite her, gab es nun zwei Aufgaben zu lösen. Einerseits schwamm die Ente immer wieder über die offene Wasserfläche des Grabens, auf der sich der helle Himmel spiegelte. Die Belichtungsautomatik würde bei der Helligkeit des Wassers unweigerlich ein unterbelichtetes Bild abliefern. Das wiegt um so schwerer, da die Ente dunkle Gesichts- und Halspartien hat, die dann aufgehellt werden müssten. Hier ist zu bedenken, dass beim Aufhellen von unterbelichteten Bereichen Bildrauschen entsteht. Andererseits schwamm die Ente ständig in überschwemmte Bereiche der Wiese, die dunkel wirkten und die Belichtungsmessung in Folge dessen zu einer leichten Überbelichtung neigte. Außerdem wollte ich sicherstellen, dass beim Abfliegen der Ente die Belichtungszeit in jedem Fall höchstens  1/2.000 Sekunde beträgt und die Bewegung beim Abfliegen gleichsam eingefroren wird. Die Helligkeitssituation war recht konstant, so dass ich auf einen ausgewogenen Referenzwert meine Belichtung einstellt. In diesem Fall war des die Blende 5.6, bei 1.250 ISO und eine Belichtungszeit von 1/2.000 Sekunde. Mit diesen Einstellungen erhielt ich auf der hellen Fläche des Wassers genauso eine richtig belichtete Aufnahme, wie vor der dunklen Wiese, denn das Objekt (Ente) und das Vorhandene Licht waren überall gleich. Die Einstellung garantierte mir auch eine sehr kurze Belichtungszeit, um die Bewegung des auffliegenden Vogels einzufangen. Und ganz nebenbei erspart die richtige Belichtung auch kostbare Zeit bei der Bildbearbeitung.

Auffliegendes Männchen einer Knäkente.

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